Aus: Paralipomena zur Chromatk
Erschienen in den Heften »Zur Naturwissenschaft« (1817-1823)
Bei der großen eintretenden Kälte des vergangenen Winters waren die Fensterscheiben unbewohnter Zimmer sehr stark gefroren; man heizte ein, und die baumförmig gestalteten Eisrinden fingen an aufzutauen. Zufällig lag ein schwarzer Glasspiegel auf der Fensterbank, in welchem ein Hinzutretender die sämtlichen Zweiggestalten des auf tauenden Eises in herrlicher Abwechselung aller Farben glänzend erblickte. Dieses Phänomen erschien sodann mehrere Tage an allen auftauenden Fensterscheiben, deren schmelzende Eisbilder man im untergelegten Spiegel in völligem Glanz der apparenten Farben mehrere Stunden sehen konnte.
Diese Erscheinung gibt zu vergleichender Betrachtung Anlass. Denn da dem Glase selbst durch schnellen Temperaturwechsel die chromatische Eigenschaft mitgeteilt wird, die es alsdann für ewige Zeit behält, so ist hier ein Temperaturwechsel gleichfalls die Ursache an einer schneller vorübergehenden Eigenschaft des durch Frost zum glasartigen Körper erstarrten Wassers.