Deutsche große und tätige Welt

Wir setzen diese Rubrik hierher, nicht um sie auszufüllen, sondern nur anzudeuten, dass an diesem Platze eine ganz interessante Abhandlung stehen könnte.
Die deutschen Höfe hatten schon zu Anfange des vorigen Jahrhunderts viele Verdienste um die Wissenschaften. Sowohl Fürsten als Fürstinnen waren aufgeregt, begünstigten gelehrte Männer und suchten sich selbst zu unterrichten.
Johann Wilhelm, Kurfürst von der Pfalz, nahm 1704 Hartsoekern in seine Dienste. Dieser hatte schon in seinem Essay de Dioptrique die diverse Refrangibilität anerkannt, doch auf seine Weise erklärt und sie den verschiedenen Geschwindigkeiten der farbigen Strahlen zugeschrieben.
Was der kasselsche Hof, was die Höfe Niederdeutschlands getan, und wiefern auch die Newtonische Lehre zur Sprache gekommen und Gunst erhalten, wird in der Folge zu untersuchen sein. Nur eins können wir anführen, dass Professor Hamberger 1743 nach Gotha berufen wird, um die Newtonischen Versuche, welche die allgemeine Aufmerksamkeit erregt, bei Hofe vorzuzeigen. Wahrscheinlich hat man das Zimmer recht dunkel gemacht, durch das foramen exiguum im Fensterladen erst den sogenannten Strahl hereingelassen, das fertige prismatische Bild an der Wand gezeigt, mit einem durchlöcherten Bleche die einzelnen Farben dargestellt und durch eine zweite ungleiche Verrückung, durch das sogenannte Experimentum Crucis, auf der Stelle die höchsten Herrschaften und den sämtlichen Hof überzeugt, so dass Hamberger triumphierend zur Akademie zurückkehren konnte.

Deutsche gelehrte Welt

Um die Tätigkeit derselben und was sie in dieser Sache gewirkt, kennenzulernen, haben wir uns vorzüglich auf Akademien umzusehen. Was und wie es gelehrt worden, davon geben uns die Kompendien am besten und kürzesten Nachricht.
Jeder, der ein Lehrbuch schreibt, das sich auf eine Erfahrungswissenschaft bezieht, ist im Falle, ebenso oft Irrtümer als Wahrheiten aufzuzeichnen: denn er kann viele Versuche nicht selbst machen, er muss sich auf anderer Treu und Glauben verlassen und oft das Wahrscheinliche statt des Wahren aufnehmen. Deswegen sind die Kompendien Monumente der Zeit, in welcher die Data gesammelt wurden. Deswegen müssen sie auch oft erneuert und umgeschrieben werden. Aber indem sie neue Entdeckungen geschwind aufnehmen und einige Kapitel dadurch verbessern, so erhalten sie in andern falsche Versuche und unrichtige Schlußfolgen desto länger.
Wenn nun der Kompendienschreiber gewöhnlich das benutzt, was er schon völlig fertig vor sich findet, so war die Boylische Bemühung, viele Farbenphänomene zusammenzustellen und gewissermaßen zu erklären, solchen Männern sehr angenehm, und man findet auch noch bis über das erste Viertel des achtzehnten Jahrhunderts diese Methode herrschen, bis sie endlich von der Newtonischen Lehre völlig verdrängt wird.
Wir wollen die Kompendien, die uns bekannt geworden, besonders die deutschen, welche bei Mehrheit der Universitäten zu einer größern Anzahl als in andern Ländern anwuchsen, kürzlich anzeigen und das hierher Gehörige mit wenigem ausziehen.
Physica oder Naturwissenschaft durch Scheuchzer, erste Ausgabe 1703.
Ein würdiger, wohlgesinnter, fleißiger und unterrichteter Mann bringt in diesem Werke meistens die Geschichte der Meinungen mit vor und geht von der Metaphysik seiner Zeit zur Physik über. Die Farbenlehre überliefert er nach Boyle, Hooke und Descartes.
In der zweiten Ausgabe von 1711 fügt er ein besonderes Kapitel bei, worin er die Newtonische Lehre nach Anleitung der Optik genau und umständlich vorträgt, so wie er auch die Kupfertafeln nachstechen lässt. Die Newtonische Lehre steht, wie eine unverarbeitete Masse, gleichsam nur literarisch da; man sieht nicht, dass er irgendein Experiment mit Augen gesehen oder über die Sachen gedacht habe.
Hermann Friedrich Teichmeyer. Amoenitates, Jena 1717. Hält sich noch an Hooke und Boyle. Man findet keine Newtonische Spur.
Deutsche Physik durch Theodor Hersfeld, 1714. Der wahre Name ist Konrad Mel. Ein pedantisches, philisterhaftes Werk. Die Farbenerscheinungen bringt er konfus und ungeschickt genug hervor. Er will die Farben der Körper aus der verschiedenen Art ihrer Teile herleiten sowie aus den von ihnen wunderlich zurückgeworfenen Lichtstrahlen. Die Newtonische Lehre scheint er gar nicht zu kennen.
Martin Gotthelf Löscher. Physica experimentalis, Wittenberg 1715. Scheint ein Schüler von Teichmeyern zu sein, wenigstens sind die Phänomene beinahe ebendieselben, sowie auch die Erklärung.
Bei ihm ist color, tertia affectio specialis corporum naturalium, seu ea lucis in poris ac superficiebus corporum modificatio, quae eadem nobis sistit colorata et diverso colore praedita. Man erkennt hier Boylen; Newtons wird nicht erwähnt.
Johannes Wenzeslaus Caschubius. Elementa Physicae, Jena 1718. Hier fängt schon der Refrain an, den man künftig immerfort hört: si per foramen rotundum etc.
Er tut die apparenten und körperlichen Farben in ein paar Paragraphen nach Newtonischer Art ab.
Vernünftige Gedanken von den Wirkungen der Natur, von Christian Wolff 1723. Der Verfasser beweist die Lehre von der Heterogenität des Lichtes a priori.
Julius Bernhard von Rohr. Physikalische Bibliothek, Leipzig 1724. Seine Literatur ist sehr mager; mit Newton mag er nichts zu tun haben, weil er lieber künstliche und mechanische Zusammensetzungen als mühsame Ausrechnungen befördert wünscht.
Johann Matthäus Barth. Physica generalior, Regensburg 1724. Ein Geistlicher und wohldenkender Mann, der dem Aberglauben entgegenarbeitet und sich daher mit Naturlehre abgibt, doch nicht sowohl selbst versucht, als das, was andre geleistet, zusammenstellt. Im Paragraphen von den Farben folgt er Boylen, gedenkt der Lehre Newtons, lässt sich aber nicht darauf ein und hat folgende merkwürdige Stelle: «Es hat mich Herr Baier, Professor Theologiae zu Altorf, einst im Diskurs versichert, dass er in dergleichen Versuchen (den Newtonischen nämlich, von denen eben die Rede ist) betrügliche Umstände gefunden, welche er publiziert wünschte.»
Dieses ist die erste Spur, die ich finde, dass ein Deutscher gegen die Newtonische Lehre einigen Zweifel erregt. Ferner gedenkt Barth dessen, was Mariotte derselben entgegengesetzt.
Johann Friedrich Wucherer. Institutiones philosophiae naturalis eclecticae, Jena 1725. Vom 238. Paragraphen an. Die Farbe sei nichts Reelles. Das Reelle sei, was existiere, wenn es auch niemand dächte; aber es gebe keinen Schmerz, wenn ihn niemand fühlte. Darin kämen alle neueren Physiker überein. Wenn das Licht weggenommen ist, sieht man alles schwarz. Blinde können Farben fühlen, zum Beispiel Boylens Vermaasen. Finch Tractatus de coloribus. Schmidii dissertatio: Caecus de colore judicans. Sturm führt ein Exempel an, dass ein Blinder die verschiedenen Farben riechen konnte. Vide illius physicam hypotheticam. Die Farben kommen also von der Verschiedenheit der Oberfläche der Körper her, et hinc pendente reflexione, refractione, infractione, collectione, dissipatione radiorum solarium. Gründe, die Boyle angibt. Bei verändertem Licht verändern sich die Farben. So auch bei veränderter Oberfläche, wie auch durch veränderte Lage. Hier bringt er nicht sehr glücklich die Regentropfen und das Prisma vor. Nachdem er seine Lehre auf die verschiedenen Farben angewendet, fährt er fort: Haec equidem non sine ratione dicuntur et ad colores supra dictos non sine specie veri accommodantur. At vero ad specialia ubi descendimus, difficultates omnino tales occurrunt, quibus solvendis spes ulla vix superest.
Er zitiert Hamelius de corporum affectionibus, Weidlerus in Explicatione nova Experimentorum Newtonianorum. Er kennt Newtons Lehre, nimmt aber keine Notiz davon.
Hermann Friedrich Teichmeyer. Elementa Philosophiae naturalis, Jena 1733. Eine neue Auflage seines frühern Kompendiums. Sein Vortrag ist noch immer der alte.
Georg Erhard Hamberger. Elementa physices, Jena 1735. Auf der 339. Seite beruft er sich auf Wolff, dass dieser die Heterogenität des Lichts a priori bewiesen habe, und verweiset auf ihn.
Er führt einen gewissen Komplex der Newtonischen Versuche an und beginnt mit dem bekannten Liede: sit igitur conclave tenebrosum et admittatur per exiguum foramen radius lucis. Übrigens sind seine Figuren von den Newtonischen kopiert, und es findet sich keine Spur, dass er über die Sache nachgedacht oder kritisch experimentiert habe.
Samuel Christ. Hollmann. Physica. Introductionis in universam Philosophiam Tom. II. Göttingen 1737. § 147. Non id enim, quod rubicundum, flavum, caeruleum etc. appellamus, in rebus ipsis extra nos positis, sed in nostris solum perceptionibus, immo certa tantummodo perceptionum nostrarum modificatio est, a sola diversa lucis modificatione in nobis solum oriunda.
Er verwirft daher die alte Einteilung in reales und apparentes. Trägt die Newtonische Lehre bündig, doch mehr überredend als entscheidend vor. Die Note zum 150. Paragraphen enthält zur Geschichte der Theorie sehr brauchbare Allegate, woraus man sieht, dass er die Entstehung der Lehre sowohl als die Kontroversen dagegen recht gut kennt, nicht weniger den Beifall, den sie erhalten. Aus dem Tone des Vortrags im Texte bemerkt man, dass er sein Urteil in suspenso halten will.
Johann Heinrich Winkler. Institutiones mathematico- physicae. 1738. § 1112 erwähnt er der Newtonischen Lehre im Vorbeigehen, bei Gelegenheit der un- deutlichen Bilder durch die Linsen: praeterea Newtonus observavit, radium unum per refractionem in plures diversi coloris dispesci, qui cum catheto refractionis diversos angulos efficiunt.
Samuel Christ. Hollmann. Primae physicae experimentalis lineae, Göttingen 1742. Die Newtonische Lehre lakonisch, jedoch noch mit videtur vorgetragen. In den Ausgaben von, 1749, 1753, 1765 lakonisch und ganz entschieden.
Vernünftige Gedanken von Christian Wolff, fünfte Ausgabe von 1746. Im ersten Teile, § 129, erklärt er die Farbenerscheinung an den Körpern ganz nach Newtonischer Manier und beruft sich auf den zweiten Teil seiner Experimenta.
Johann Andreas Segner. Einleitung in die Naturlehre, erste Auflage 1746, zweite Göttingen 1754, trägt die Newtonischen Versuche sowie die Theorie kurz vor. Seine Figuren sind nach Newton kopiert. Es zeigt sich keine Spur, dass er die Phänomene selbst gesehen.
Johann Wolfgang Krafft. Praelectiones in Physicam theoreticam, Tübingen 1750. Er folgte, wie er selbst sagt, dem Musschenbroek, lässt die Lehre von den Farben ganz aus und verweist auf einen optischen Traktat, pag. 267.
Andreas Gordon. Physicae experimentalis elementa, Erfurt 1751. Ein Benediktiner im Schottenkloster zur Erfurt, ein sehr fleißiger Mann voller Kenntnisse. Man sieht, dass in katholischen Schulen man damals noch mit der Scholastik zu streiten hatte. Im 1220. Paragraphen sind ihm die Farben auch Körper, die sich vom Licht herschreiben. Sein Vortrag der Newtonischen Lehre ist ein wenig konfus; seine Figuren sind, wie die der ganzen Schule, falsch und märchenhaft.
Die chemischen Experimente trägt er zuletzt vor und schließt: quae omnia pulchra quidem, suis tamen haud carent difficultatibus.
Johanne Charlotte Zieglerin. Grundriss einer Naturlehre für Frauenzimmer, Halle 1751. p. 424 trägt sie die hergebrachte Lehre vor und verweist ihre Leserinnen auf Algarotti.
Johann Peter Eberhard. Erste Gründe der Naturlehre, Halle 1753. Die Newtonische Theorie, doch mit einiger Modifikation, die er schon in einer kleinen Schrift angegeben. Im 387. Paragraphen fängt er den ganzen Vortrag mit dem bekannten Refrain an: Man lasse durch eine kleine runde Öffnung etc. Seine Figuren sind klein, schlecht und wie alle aus dieser Schule nicht nach dem Phänomen, sondern nach der Hypothese gebildet.
In seiner Sammlung der ausgemachten Wahrheiten der Naturlehre 1755 setzt er, wie natürlich, die Newtonische Theorie auch unter die ausgemachten Wahrheiten.
Man sei darüber einig, dass die Sonnenstrahlen nicht gleich stark gebrochen werden.
Er bringt etwas von der Geschichte der Farbenlehre bei und zitiert wegen des Beifalls, den Newton fast überall gefunden, die Schriften mehrerer Naturforscher.
«Es hat zwar der bekannte Pater Castel Einwürfe dagegen gemacht, die aber auf solche Versuche gegründet waren, bei welchen der gute Franzose keine mathematische Akkuratesse bewiesen.»
(Welche wunderlichen Redensarten! als wenn es keine andere Akkuratesse gäbe als die mathematische.)
«Man sieht aus den Miscell. curios. p. 115, dass man auch schon damals in Paris Newtons Theorie angegriffen, welches aber aus einem Missverständnis geschehen.»
Florian Dalham. Institutiones physicae, Wien 1753. Ein Geistlicher, bringt etwas weniges von der Geschichte der Farbenlehre vor; dann intoniert er: radius solis per foramen A. Mit den Einwürfen ist er bald fertig, dann folgen einige chemische Experimente.
Emanuel Swedenborg. Prodromus Principiorum rerum naturalium, Hildburghausen 1754. p. 137. Wie er durch diese ganze Schrift die Körper aus Kugeln verschiedener Größe und Art, aus Kreisen und Kränzen und deren Interstitien aufs wunderlichste zusammensetzt, ebenso macht er es mit der Transparenz, dem Weißen, Roten und Gelben. Alles sei transparent seinen kleinsten Teilen nach: Albedo; si anguli reflexionis varie confundantur in particulis transparentibus, albedinem oriri. Rubedo; si superficies particularum varii generis particulis variegetur, oriti rubedinem. Flavedo; si albedo mixta sit cum rubedine, flavedinem oriri.
Jacob Friedrich Malers Physik, Karlsruhe 1767. pag. 225. Kurz und schlechtweg Newtons Lehre. Bernhard Grant. Praelectiones encyclopaedicae in physicam experimentalem, Erfurt 1770. p. 47. Newtons Lehre schlechtweg und kurz.
Johann Christian Polycarp Erxleben. Anfangsgründe der Naturlehre, 1772. »Wenn man durch ein kleines rundes Loch« etc. Er trägt übrigens die Newtonische und Eulersche Lehre in der bösen, halb historischen, halb didaktischen Manier vor, die sich nicht kompromittieren mag und immer noch eine Hintertüre findet, wenn die Lehre auch falsch befunden würde.
Schmahlings Naturlehre für Schulen, Göttingen und Gotha 1774. pag. 8. Das gewöhnliche Stoßgebet. Johann Lorenz Böchmanns Naturlehre, Karlsruhe 1775. p. 321. Das alte Lied: »Man lasse durch eine mittelmäßige runde Öffnung« etc.
Matthias Gablers Naturlehre, drei Teile, München 1778, p. 319 item: »Man lasse einen Lichtstrahl« etc. p. 323 lässt er sich in Kontrovers ein, glaubt aber, wie die Schule überhaupt, viel zu geschwind mit dem Gegner fertig zu werden. Einwand eines Anti- Newtonianers oder eigentlich Anti- Eulerianers von den Trabanten des Jupiter hergenommen. Auch Herr Gabler fertigt Marlotten und Rizzettin leicht ab.
Wenzeslaus Johann Gustav Karsten. Naturlehre, 1781. Erst wie gewöhnlich die Lehre von der Brechung für sich; dann § 390 »mit der Strahlenbrechung ist noch ein Erfolg verbunden« etc. Merkwürdig ist, dass der Verfasser seine Ausdrücke behutsamer als hundert andre stellt, zum Exempel »der Erfolg lässt sich am besten erklären, wenn man mit Herrn Newton annimmt« etc.; »wenn es wahr ist, dass rotes Licht am wenigsten brechbar ist« etc.
C. G. Kratzenstein. Vorlesungen über die Experimentalphysik, Kopenhagen 1782. p. 134. »Das weiße Licht besteht nach Newton aus sieben Hauptfarben« etc.
Johann Daniel Titius. Physicae experimentalis elementa, Lipsiae 1782. § III. Der Radius solaris, dann aber zwei Prismen, man weiß nicht warum: denn das Experimentum Crucis ist es nicht. Auch dieser macht einen Sprung: patet ex hoc experimento diversam radiorum solarium refrangibilitatem etc. Dann einige Folgerungen und etwas weniges Chemisches.
W. J. G. Karsten. Anleitung zur gemeinnützlichen Kenntnis der Natur, Halle 1783. § 101 und folgende, ungefähr in dem Sinne wie in seiner Naturlehre.
Johann Philipp Hobert. Grundriss der Naturlehre, 1789. § 221. Lichtstrahl, enge Öffnung, verfinstertes Zimmer etc., wie so viele andre, hinter der ganzen Herde drein.
Anton Bruchhausen. Institutiones physicae, übersetzt von Bergmann, Mainz 1790. Sonnenstrahl, kleine Öffnung und sogar Lichtfäden.
Johann Baptista Horvath. Elementa physicae, Budae 1790. Die alte Leier. Stamina lucis, colore immutabili praedita.
Matthäus Pankl. Compendium institutionum physicarum Pars I. Posoniae 1793. p. 160, cap. 3. de lucis heterogeneitate. Veteribus lumen simplicissima et homogenea substantia fuit. Newtonus heterogeneam esse extra omnem dubitationem posuit.
A. W. Hauch. Anfangsgründe der Experimentalphysik, aus dem Dänischen von Tobiesen. Schleswig 1795. 1. Theil § 286. Das hergebrachte Lied wird abgeorgelt.
Wir sind bei dieser Anzeige der Kompendien weit über die Epoche hinausgegangen, in der wir uns gegenwärtig befinden, und haben die Rezension solcher Schriften bis gegen das Ende des achtzehnten vorigen Jahrhunderts fortgesetzt, indem wir auf diese Wiederholungen und Nachbetereien nicht wieder zurückzukehren wünschten.

Akademie Göttingen

Es ist interessant zu sehen, durch welche Reihe von Personen auf einer besuchten Akademie die Newtonische Lehre fortgepflanzt worden. Ein Göttinger Professor hatte ohnehin, bei der nahen Verwandtschaft mit England, keine Ursache, eine Meinung näher zu prüfen, welche schon durchgängig angenommen war, und so wird sie denn auch bis auf den heutigen Tag noch dort so gut als auf andern Akademien gelehrt.
Hollmann, 1736, liest Physik als einen Teil des philosophischen Kursus. Seine Institutiones werden 1738 gedruckt. Er liest weitläufige Experimentalphysik, nachher dieselbe zusammengezogener. Fährt damit nach Abgang Segners fort bis gegen 1775; stirbt 1788, nachdem er schon mehrere Jahre der Physik und später den übrigen Vorlesungen sich entzogen.
Segner, 1736, liest Physik über Hamberger, Wolff, Musschenbroek, nach Diktaten, von 1744 an; sodann über seine Anfangsgründe, von 1746 bis zu seinem Abgang 1754.
Kästner liest 1759 Physik nach Winkler, später nach Eberhards ersten Gründen der Naturlehre. Er hat als Mathematiker den besondern Tick, die Physiker anzufeinden.
Meister liest Perspektive und Optik.
Erxleben, Professor extraordinarius seit 1770. Erste Ausgabe seines Compendii 1772; stirbt 1777.
Lichtenberg, Professor extraordinarius seit 1770. Anfangs viel abwesend und mit mathematicis beschäftigt, liest von 1778 an über Erxleben und gibt sieben vermehrte Auflagen heraus.
Mayer, nach Lichtenbergs Tod, stimmt in einem neuen Kompendium das alte Lied an.

Nachlese

Smith und Martin, Engländer, bringen die Lehre Newtons im Auszuge in ihre Lehrbücher.
Le Sueur und Jacquier, geistliche Väter zu Rom, kommentieren Newtons Werke und verbreiten seine Lehre.
Encyklopädisten. Da ein Lexikon sowie ein Kom pendium einer Erfahrungswissenschaft eigentlich nur eine Sammlung des kursierenden Wahren und Fal schen ist, so wird man auch von dieser Gesellschaft nichts weiter erwarten. Man konnte ihr nicht zumuten, dass sie jede Wissenschaft sollte neu durcharbeiten lassen. Und so haben sie denn auch die alte Konfessi on mit Ernst und Vollständigkeit dergestalt abgelegt, dass sie vor den sämtlichen Glaubensgenossen mit Ehren bestehen können. Die Artikel, unter welchen solches aufzusuchen, verstehen sich von selbst.
Montucla. In der ersten Hälfte des achtzehnten Jahrhunderts hatten sich, wie wir wissen, die Formeln und Redensarten völlig ausgebildet, welche man zu gunsten Newtons und zu Ungunsten seiner Gegner wiederholte und einander nachsagte. In Montuclas Hi stoire des mathematiques, Paris 1758, findet man auch nichts anders. Nicht allein Auswärtige, wie Rizzetti, behalten unrecht, sondern es geschieht auch Franzosen, Mariotten, Castel, Dufay, von dem Fran zosen unrecht. Da sich diese so sehr auf Ehre haltende Nation gegen das einmal eingewurzelte Vorurteil nicht wieder erholen konnte, so wird man ja wohl andern, nicht so lebhaften und nicht so eigenwilligen Völkern verzeihen, wenn sie auch bei dem einmal An genommenen ruhig verharrten.

Tobias Mayer

De affinitate colorum commentatio, lecta in con ventu publico, Gottingae 1758, in den kleinen, nach dessen Tod von Lichtenberg herausgegebenen Schrif ten.
Der Newtonische Wortkram wurde nunmehr von allen deutschen Kathedern ausgeboten. Man freute sich, die Urfarben aus dem Licht hervorgelockt zu haben; es sollten ihrer unzählige sein. Diese ersten, homogenen, einfachen Farben hatten aber die wunder liche Eigenschaft, dass ein großer Teil derselben von den zusammengesetzten nicht zu unterscheiden war.
Betrachtete man jedoch das sogenannte Spektrum genauer, so konnte nicht verborgen bleiben, dass teils der Natur der Sache nach, teils der Bequemlichkeit des Vortrags wegen sich diese unendlichen Farben auf eine geringere Zahl reduzieren ließen. Man nahm ihrer fünf an oder sieben. Weil aber das höchste, im völli gen Gleichgewicht stehende Rot dem prismatischen Farbenbild abging, so fehlte auch hier die sechste oder die achte Farbe; das Ganze blieb unvollständig und die Sache konfus.
Alle diejenigen, die von der Malerei und Färberei an die Farbenlehre herantraten, fanden dagegen, wie uns die Geschichte umständlich unterrichtet, naturge mäß und bequem, nur drei Grundfarben anzunehmen. Dieses hatte schon Boyle im zwölften Experiment des dritten Teils seines bekannten Werks kurz und bündig ausgesprochen und den Malern das Recht erteilt, nur drei primäre Farben zu statuieren: weil man denn doch wohl diejenigen so nennen dürfe, die aus keinen andern entspringen, alle übrigen aber erzeugen.
In diesem Sinne ist denn auch Mayers Aufsatz ge schrieben. Es herrscht darin der gerade gesunde Menschenverstand. Er operiert zwar mit Pigmenten, wählt aber unter ihnen diejenigen aus, die er als Repräsen tanten jener durch den Begriff bestimmten einfachen Farben ansehen darf. Durch Kombination und Be rechnung will er nun die möglichen, unterscheidbaren Zusammensetzungen ausmitteln.
Allein, weil er atomistisch zu Werke geht, so ist seine Behandlung keineswegs zulänglich. Die einfachen, die Grundfarben, mögen dem Verstande be stimmbar sein, aber wo sollen sie in der Erfahrung als Körper aufgefunden werden? Jedes Pigment hat seine besondern Eigenschaften und verhält sich, sowohl fär bend als körperlich, gegen die übrigen nicht als ein Allgemeines, sondern als ein Spezifisches. Ferner ent steht die Frage: soll man die Pigmente nach Maß oder nach Gewicht zusammenbringen? Beides kann hier nicht frommen. Alle Mischung der Pigmente zu male rischen Zwecken ist empirisch- ästhetisch und hängt von Kenntnis der unterliegenden Körper und von dem zarten Gefühle des Auges ab. Hier wie in allen Kün sten gilt ein geistreiches, inkalkulables Eingreifen in die Erfahrung.
Noch manches wäre hier beizubringen, doch wird es demjenigen, der unserm Vortrage bisher aufmerk sam gefolgt ist, gewiss gegenwärtig sein. Wir geben daher ohne weiteres die Summe des Mayerischen Auf satzes nach seiner Paragraphen- Zahl.
1. Es seien nur drei einfache primitive Farben, aus denen durch Mischung die übrigen entstehen.
2. Schwarz und Weiß sei nicht unter die Farben zu rechnen, hingegen dem Licht und der Finsternis zu vergleichen.
3. Die sekundären Farben seien gemischt aus zwei oder drei einfachen.
4. Mischung von Rot und Gelb.
5. Mischung von Gelb und Blau.
6. Mischung von Rot und Blau.
7. Weitere Ausführung.
8. Mischung der drei Farben in verschiedenen Proportionen.
9. Weiß und Schwarz zu den Farben gemischt, macht sie nur heller oder dunkler. Die drei Urfarben, in gehörigem Maße zusammengemischt, machen Grau, so wie jene beide.
10. Von chemischen Mischungen ist nicht die Rede. Die Versuche zu dem gegenwärtigen Zweck sind mit trocknen Pulvern anzustellen, die aufeinander nicht weiter einwirken.
11. Die Portion der einer andern zuzumischenden Farbe muss nicht zu klein sein, sonst ist das Resultat nicht bestimmbar.
12. Man kann zwölf Teile einer jeden Farbe festsetzen, bezüglich auf Musik und Architektur, welche auch nur so viel Teile für sensibel halten.
13. Bezeichnung mit Buchstaben und Zahlen.
14. Durch gemeinsame Faktoren multipliziert oder dividiert, ändert sich das Resultat nicht.
15. Die einfachen Farben werden erst zu zwei, dann zu drei, zwölfmal kombiniert.
16. Durch weitere Operation entstehen einundneunzig Veränderungen,
17. die in einem Dreieck aufgestellt werden können.
18. Die Felder dieses Dreiecks sollen nun nach ihren Zahlbezeichnungen koloriert werden. Dies soll durch einen Maler geschehen. Dadurch wird also das Fundament der Sache dem Auge, dem Gefühl des Künstlers überlassen.
19. Ein Pigment stelle die Farbe nicht rein dar. Dieses ist freilich ganz natürlich, weil sie an irgendei nem Körper besonders bedingt wird. Die reine Farbe ist eine bloße Abstraktion, die wohl manchmal, aber selten zur Wirklichkeit kommt. So nimmt Mayer zum Beispiel den Zinnober als ein vollkommenes Rot an, der doch durchaus einen gelben Schein mit sich führt.
20. Vier Pigmente werden angegeben mit ihren Buchstaben und Ziffern des Dreiecks. Nun wird be rechnet, welche Farbe aus diesen Pigmenten entstehen soll. Diese Pigmente müssen also doch erst mit den Feldern des Dreiecks verglichen werden, und wer ver gleicht sie, als ein geübtes Auge? und wer wird die zusammengesetzte Farbe mit der durch das Zeichen des Resultats der Berechnung angegebenen Farbe ver gleichen?
21. Die Aufgabe wird umgekehrt. Man verlangt eine gewisse Farbe: wie viel Teile der übrigen sollen dazu genommen werden?
22. Mehr als drei Pigmente dürfe man nicht anneh men, sonst werde die Aufgabe unbestimmt.
23. Mischung der vollkommenen, gehörig beleuchteten, mit Licht versehenen Farben mit Weiß,
24. wodurch sie heller werden und zugleich un kenntlicher, das ist weniger unterscheidbar. Des Wei ßen werden auch zwölf Teile angenommen, und so entstehen dreihundertvierundsechzig Farben. Diese Zahl deutet auf eine Pyramidalfläche, deren je eine Seite zwölf enthält.
25. Dieselbige Operation mit Schwarz.
26. Vollkommene Farben sollen immer etwas Weiß oder Licht bei sich haben.
27. Weitere Ausführung.
28. Schwarz betrachtet als die Privation des Weißen.
29. Sämtliche auf diesem Wege hervorgebrachten Farben belaufen sich auf achthundertneunzehn.
30. Schlussbetrachtung über diese bestimmte große Mannigfaltigkeit und über die noch weit größere der verschiedenen Abstufungen, die dazwischen liegen.
Mayer hatte, wie natürlich war, seine Unzufrieden heit mit der Newtonischen Terminologie zu erkennen gegeben. Dieses zog ihm nicht den besten Willen sei ner Kollegen und der gelehrten Welt überhaupt zu. Schon in der Vorlesung selbst machte Röderer eine unbedeutende und unrichtige Bemerkung, welche aber begierig aufgefasst und durch Kästnern fortgepflanzt wurde. Was dieser, und nachher Erxleben, Lichten berg, Johann Tobias Mayer, Mollweide und andere, wenn die Sache zur Sprache kam, für Sandweben über diesen Gegenstand hingetrieben und ihn damit zugedeckt, wäre allzu umständlich auseinander zu setzen. Der besser Unterrichtete wird es künftig selbst leisten können.

Johann Heinrich Lambert

Beschreibung einer mit dem Calanischen Wachse ausgemalten Farbenpyramide. Berlin 1772 in 4.
Der Mayerischen Abhandlung war eine kolorierte Tafel beigefügt, welche die Farbenmischung und Ab stufung in einem Dreieck, freilich sehr unzulänglich, vorstellt. Dieser Darstellung mehr Ausdehnung und Vielseitigkeit zu geben, wählte man später die körper liche Pyramide. Die Calauische Arbeit und die Lam bertische Erklärung ist gegenwärtig nicht vor uns; doch lässt sich leicht denken, was dadurch geleistet worden. Ganz neuerlich hat Philipp Otto Runge, von dessen schönen Einsichten in die Farbenlehre, von der malerischen Seite her, wir schon früher ein Zeugnis abgelegt, die Abstufungen der Farben und ihr Ab schattieren gegen Hell und Dunkel auf einer Kugel dargestellt, und wie wir glauben, diese Art von Bemü hungen völlig abgeschlossen.
Lamberts Photometrie berühren wir hier nur inso fern, als wir uns nicht erinnern, dass er, bei Messung der verschiedenen Lichtstärken, jene Farbenerschei nungen gewahr geworden, welche doch bei dieser Ge legenheit so leicht entspringen, wie vor ihm Bouguer und nach ihm Rumford wohl bemerkt. Sie sind teils physisch, indem sie aus der Mäßigung des Lichtes entspringen, teils physiologisch, insofern sie sich an die farbigen Schatten anschließen.

Carl Scherffer

Abhandlung von den zufälligen Farben. Wien 1765.
Bouguer und Buffon hatten bei Gelegenheit des ab klingenden Bildes im Auge und der farbigen Schatten diese wie es schien, unwesentlichen Farben, denen wir jedoch unter der Rubrik der physiologischen den er sten Platz zugestanden, zur Sprache gebracht und sie zufällig genannt, weil es noch nicht gelungen war, ihre Gesetzmäßigkeit anzuerkennen.
Scherffer, ein Priester der Gesellschaft Jesu, be schäftigte sich mit diesen Erscheinungen und verman nigfaltigte die Versuche, wobei er sich als einen scharfsinnigen und redlichen Beobachter zeigt. Da er jedoch der Lehre Newtons zugetan ist, so sucht er die Phänomene nach derselben zu erklären oder vielmehr sie ihr anzupassen. Die Umkehrung eines hellen Bildes im Auge in ein dunkles, eines dunklen in ein helles, nach verschiedenen gegebenen Bedingungen, (E. 15 ff.) erklärte man, wie am angeführten Orte er sichtlich ist. Nun schlug Pater Scherffer zu Erklärung der farbig miteinander abwechselnden Erscheinungen folgenden Weg ein.
Er legt jenen mangelhaften Newtonischen Farben kreis (Polemik 592 – 94) zum Grunde, dessen Zusammenmi schung Weiß geben soll. Dann fragt er, was für eine Farbe zum Beispiel entstehen würde, wenn man aus diesem Kreise das Grün hinwegnähme? Nun fängt er an zu rechnen, zu operieren Schwerpunkte zu suchen und findet, dass ein Violett entstehen müsse, welches zwar, wie er selbst sagt, in der Erfahrung nicht ent steht, wohl aber ein Rot, das er dann eben auch gelten lässt.
Nun soll das Auge, wenn es von den grünen Strah len affiziert worden, der grüne Gegenstand aber weg gehoben wird, sich in einer Art von Notwendigkeit befinden, von dem Resultat der sämtlichen übrigen Strahlen affiziert zu werden.
Da nun aber diese Resultate niemals rein zutreffen – und wie wäre es auch möglich, indem das vollkom mene Rot, welches eigentlich der Gegensatz des Grü nen ist, jenem Kreise fehlt! – so muss der gute Pater auch in die Hetmans- Manier fallen, worin ihm denn freilich sein Herr und Meister weidlich vorgegangen, so dass er Ausflüchte, Ausnahmen, Einschränkungen überall finden und nach seinem Sinne gebrauchen kann.
Darwin, der in der letzten Zeit diese Erscheinungen ausführlich vorgenommen, erklärt sie zwar auch nach der Newtonischen Lehre, hält sich aber weniger dabei auf, inwiefern diese zu den Erscheinungen passe oder nicht.
Unser einfacher naturgemäßer Farbenkreis, Tafel I, Fig. 1, dient jedoch dazu, diese Gegensätze, indem man bloß die Diameter zieht, bequem aufzufinden.
Weil übrigens jeder tüchtige Mensch, selbst auf dem Wege des Irrtums, das Wahre ahndet, so hat auch Scherffer dasjenige, was wir unter der Form der Totalität ausgesprochen, zwar auf eine schwankende und unbestimmte, aber doch sehr anmutige Weise ausgedrückt, wie folgt:
«Bei Erwägung dieser und mehr dergleichen Mut maßungen glaub› ich nicht, dass ich mich betrüge, wenn ich dafür halte, es habe mit dem Auge eine sol che Beschaffenheit, dass es nach einem empfindlichen Drucke des Lichtes, nicht allein durch die Ruhe, son dern auch durch den Unterschied der Farben, wieder um müsse gleichfalls erfrischt werden. Jener Ekel, den wir durch das längere Ansehen einer Farbe verspüren, rühre nicht so viel von dem uns angeborenen Wankel mute her als von der Einrichtung des Auges selbst, vermöge welcher auch die schönste Farbe durch den allzulang anhaltenden Eindruck ihre Annehmlichkeit verliert. Und vielleicht hat die vorsichtige Natur die ses zum Absehen gehabt, damit wir einen so edlen Sinn nicht immer mit einer Sache beschäftigen, indem sie unserer Untersuchung eine so große Menge dar bietet, da sie den Unterschied in Abwechselung der Farben weit reizender machte als alle Schönheit einer jeden insbesondre.»
Wir enthalten uns, manche interessante Beobach tung und Betrachtung hier auszuziehen, um so mehr als diese Schrift in jedes wahren Liebhabers der Far benlehre eigene Hände zu gelangen verdient.

Benjamin Franklin

Kleine Schriften, herausgegeben von G. Schatz 1794. Zweiter Teil S. 324 f.
«Der Eindruck, den ein leuchtender Gegenstand auf die Sehnerven macht, dauert zwanzig bis dreißig Sekunden. Sieht man an einem heitern Tage, wenn man im Zimmer sitzt, eine Zeitlang in die Mitte eines Fen sters und schließt sodann die Augen, so bleibt die Ge stalt des Fensters eine Zeitlang im Auge, und zwar so deutlich, dass man imstande ist, die einzelnen Fächer zu zählen. Merkwürdig ist bei dieser Erfahrung der Umstand, dass der Eindruck der Form sich besser er hält als der Eindruck der Farbe. Denn sobald man die Augen schließt, scheinen die Glasfächer, wenn man das Bild des Fensters anfängt wahrzunehmen, dunkel, die Querhölzer der Kreuze aber, die Rahmen und die Wand umher weiß oder glänzend. Vermehrt man je doch die Dunkelheit der Augen dadurch, dass man die Hände über sie hält, so erfolgt sogleich das Gegenteil. Die Fächer erscheinen leuchtend und die Querhölzer dunkel. Zieht man die Hand weg, so erfolgt eine neue Veränderung, die alles wieder in den ersten Stand setzt. Ein Phänomen, das ich so wenig zu erklären weiß, als folgendes. Hat man lange durch eine ge meine grüne oder sogenannte Konservationsbrille gesehen und nimmt sie nun ab, so sieht das weiße Papier eines Buchs rötlich aus, so wie es grünlich aussieht, wenn man lange durch rote Brillen gesehen hat. Dies scheint eine noch nicht erklärte Verwandtschaft der grünen und roten Farbe anzuzeigen.»
Noch manches, was sich hier anschließt, ist von Buffon, Mazéas, Béguelin, Melville beobachtet und überliefert worden. Es findet sich beisammen in Priestleys Geschichte der Optik, Seite 327, woselbst es unsre Leser aufzusuchen belieben werden.