Statt des versprochenen sublementaren Teils – Wirkung farbiger Beleuchtung

Ob wir uns schon aus oben erwähnten Ursachen enthalten, desjenigen umständlich zu gedenken, was seit den letzten zwanzig Jahren in unserm Fache vorgekommen, so dürfen wir doch den bedeutendsten Punkt nicht übergehen, welchen Herschel besonders wieder in Anregung gebracht. Wir meinen die Wirkung farbiger Beleuchtung auf Leuchtsteine, Metalloxyde und Pflanzen; ein Kapitel, das in unserm Entwurfe nur skizziert, in der Chemie immer von größerer Bedeutung werden muss. Wir können unsre Pflicht hierin nicht besser erfüllen, als wenn wir einen ausführlichen Aufsatz von Herrn Doktor Seebeck zu Jena einrücken, der von dem scharfen und treuen Beobachtungsgeiste des Verfassers sowie von dessen unvergleichlicher Gabe zu experimentieren ein schönes Zeugnis ablegt und bei Freunden der Wissenschaft den Wunsch erregen wird, der Verfasser möge sich immer in dem Falle befinden, seinem natürlichen und beurkundeten Forscher- Berufe zu folgen.

Wirkung farbiger Beleuchtung auf verschiedene Arten von Leuchtsteinen

Zu diesen Versuchen bediente ich mich folgender künstlicher Leuchtsteine oder Phosphoren.
1) Barytphosphoren, nach Marggrafs bekannter Angabe bereitet. Die vollkommensten von diesen leuchteten, nachdem sie dem Sonnen- oder auch bloß dem Tageslichte ausgesetzt worden, gelbrot, wie schwach glühende Kohlen.
2) Phosphoren aus künstlichem schwefelsaurem Strontian, ganz auf dieselbe Weise, wie die vorigen, mit Gummi Traganth im freien Feuer des Windofens präpariert. Diese leuchteten meergrün, einige Stücke schwach bläulich.
3) Nach Cantons Vorschrift aus gebrannten Austerschalen zubereitete Kalkphosphoren, welche größtenteils hellgelb leuchteten. Einige von diesen gaben reines Rosenrot, andere ein blasses Violett.
Der Glanz und die Lebhaftigkeit der Farbe der Phosphoren steht mit der Intensität des exzitierenden Lichtes in direktem Verhältnis; je schwächer dieses ist, desto schwächer und blässer phosphoreszieren jene im Dunkeln; ja in sehr schwachem Lichte, z. B. im Mondlichte, werden sie fast ganz farblos, weißlich leuchtend.
Diese Phosphoren wurden nach der Reihe den verschiedenen prismatischen Farben ausgesetzt. Im Blau und Violett wurden alle sogleich leuchtend, doch war ihr Licht auf keine Weise verändert: die Barytphosphoren erschienen im Dunkeln gelbrot, die neuen Strontianphosphoren meergrün, usw. vollkommen so, wie sie dem reinen Sonnenlichte ausgesetzt leuchteten. Im Blauen wurden sie nur wenig schwächer leuchtend als im Violett. Hart über dem Violett, wo kaum eine Farbe zu erkennen ist, nahmen sie einen ebenso lebhaften Glanz an als im Violett. Im Grün wurden sie beträchtlich schwächer leuchtend als im Blau, im Gelben noch viel schwächer, und im Rot am schwächsten, und zwar wurden sie hier mehrenteils nur weißlich leuchtend. Auch unter dem Rot nahmen die Phosphoren häufig einen Glanz an.
So verhielten sich die Leuchtsteine und auch noch andere leuchtende Körper in den Farbengespenstern einer beträchtlichen Anzahl Glasprismen, unter denen einige höchst vollkommen waren. Im Gelb und Rot derselben wurden gute Leuchtsteine zwar leuchtend (noch bei einer 5 bis 6 Linien breiten Öffnung im Laden und in einem Abstande von 9 bis 12 Fuß vom Prisma); doch immer sehr viel schwächer als im Blau und Violett. Wenn die Öffnung im Laden noch kleiner war, etwa 2 Linien im Durchmesser betrug, so wurden mehrere Leuchtsteine in dem eben erwähnten Abstande im Rot nicht mehr leuchtend, im Blau und Violett aber wurden sie es.

Versuche mit farbigen Gläsern

Ein dickes dunkelblaues Glas, durch welches nur hell erleuchtete Gegenstände eben zu erkennen waren, wurde vor den von der Sonne beschienenen Laden der dunkeln Kammer befestigt und ein Bononischer Leuchtstein in das einfallende Licht gehalten; er wurde im Augenblick leuchtend, und zwar wie gewöhnlich gelbrot. Die übrigen Leuchtsteine verhielten sich ebenso.
Nun wurde ein gelbrotes Glas, wodurch man vollkommen alle Gegenstände erkennen konnte, in den Laden gesetzt und die Leuchtsteine in dies helle gelbrote Licht gelegt; aber keiner von allen wurde leuchtend, wie lange sie auch in diesem Lichte blieben.
Ein Leuchtstein wurde durch reines Sonnenlicht zum Phosphoreszieren gebracht und die Zeit bemerkt, welche bis zu seinem völligen Erlöschen verfloss. Dies währte etwa 10 Minuten. Er wurde hierauf nochmals in der Sonne leuchtend gemacht und dann sogleich in das durch das gelbrote Glas einfallende Licht gehalten. Er verlosch hier nicht nur völlig, sondern auch in beträchtlich kürzerer Zeit, als für sich im Dunkeln; schon nach i bis 2 Minuten konnte man keinen Schein mehr an diesem Phosphor erkennen. Je lebhafter die Sonne schien, desto schneller erfolgte das Erlöschen unter dem gelbroten Glase.
Wenn schon aus diesen Versuchen die entgegengesetzte Wirkung der gelbroten und blauen Beleuchtung unwidersprechlich hervorging, so wurde sie noch glänzender durch folgende Vorrichtung bestätigt.
Ich stellte in das durch das gelbrote Glas einfallende Sonnenlicht eine Linse von vier Zoll, und brachte in den Fokus derselben einen auf das lebhafteste glänzenden Barytphosphor; er erlosch hier sogleich, wie eine in Wasser getauchte Kohle. Selbst die empfindlichsten und dauerndsten Leuchtsteine, z.B. die grünlichen Strontianphosphoren, wurden hier in wenigen Sekunden lichtlos. Man braucht die Leuchtsteine nicht einmal völlig in den Fokus zu bringen, auch außer demselben erlöschen sie schon nach einigen Sekunden.
Statt des gelbroten Glases wurde hierauf eine stärkere blaue Scheibe, durch welche man noch alle Gegenstände erkennen konnte, in den Laden befestigt, die nämliche Linse davor gestellt und in den Fokus derselben ein dunkler, nicht leuchtender Erdphosphor gehalten; er wurde hier sogleich glühend, und wohl so stark, als im hellsten Sonnenschein.
Auch das prismatische Rot wirkt, wie schon Wilson und später Davy und Ritter bemerkt hatten, lichtschwächend auf die Phosphoren. Nach meinen Erfahrungen erlöschen sie hier gemeinhin nicht völlig, sondern kommen nur in etwas kürzerer Zeit auf den schwachen Lichtzustand zurück, den sie an dieser Stelle annehmen. Ist die Öffnung im Laden sehr klein, so werden, wie schon oben angeführt, die Phosphoren, bei einer gewissen Entfernung vom Prisma, in dem Rot desselben nicht mehr leuchtend, aber dann wirkt auch diese Beleuchtung überhaupt nicht; die Phosphoren erlöschen hier nicht schneller als für sich im Dunkeln. Im Blau und Violett dagegen werden die Leuchtsteine in dem angegebenen Abstande noch leuchtend; hieraus folgt also, dass die deprimierende Kraft des Roten und Gelben früher abnimmt als die exzitierende des Blauen und Violetten. Doch auch diese hört in einer größern Entfernung vom Prisma auf, und dort existiert nur für das Auge noch ein wirksames Farbenbild.
Wie das Licht der Sonne, so wirkt auch jedes andere Licht durch die genannten farbigen Gläser auf die Leuchtsteine, wenn es nur überhaupt Intensität genug hat, ein Leuchten in den Steinen zu erregen. Es ist bekannt, dass die Bononischen und Cantonschen Phosphoren durch den Funken der Leidner Flasche leuchtend werden. Man lässt, um dies zu bewirken, gemeiniglich den Schlag durch den Phosphor gehen. Dies ist jedoch nicht nötig; auch wenn er sich in hermetisch verschlossenen Glasröhren befindet und einen Zoll, ja noch tiefer unter den Kugeln des allgemeinen Ausladers liegt, so wird er während der Explosion der Flasche leuchtend.
Zwei Leuchtsteine von gleicher Güte wurden, einer in gelbroter, der andere in dunkelblauer Glasröhre einen Zoll unter die Kugeln des allgemeinen Ausladers gelegt und eine Flasche mittelst desselben entladen. Als der Funke überschlug, wurde der Leuchtstein in der dunkelblauen Röhre sogleich leuchtend, der in der gelbroten Glasröhre dagegen blieb dunkel.
Diese Versuche, welche ich öfters wiederholt habe, beweisen zugleich, dass die Elektrizität, indem sie die Phosphoren leuchtend macht, nur als Licht wirkt, daher denn auch lichtlose Elektrizität keinen Erdphosphor oder ähnlichen leuchtenden Körper zum Phosphoreszieren bringt. Hierüber und über das Leuchten als chemischen Prozess an einem ändern Orte mehr.
Die genannten Phosphoren und überhaupt alle Substanzen, welche im Dunkeln glühend erscheinen, nachdem sie dem Licht der Sonne oder einer ändern starken Beleuchtung ausgesetzt werden, leuchten schon in diesem Lichte selbst. Hiervon kann man sich am besten überzeugen, wenn man Erdphosphoren, welche einzelne nichtleuchtende Stellen haben, dem durch ein recht dunkelblaues oder violettes Glas einfallenden Sonnenlichte entgegenhält; die leuchtenden Stellen, besonders die gelbrot leuchtenden der Bononischen Phosphoren, sieht man nun deutlich glühen, in dem Augenblicke, wie sie ins Licht kommen (ja die empfindlichem schon in einiger Entfernung von dem vollen Lichte), die nichtleuchtenden Stellen dagegen haben die Farbe des Glases, sehen blau oder violett aus. Vor dem gelbroten Glase, wo sie bekanntlich nicht leuchtend werden, erscheinen sie ganz einfarbig. Das Leuchten im Dunkeln ist also nur ein Beharren in dem Zustande, den der fremde leuchtende Körper hervorrief, ein Nachklingen, Verklingen.Vorstehendes will Beccaria anders gefunden haben; nach ihm wurde der Bologneser Phosphor unter allen farbigen Gläsern leuchtend, und zwar glänzte er im Dunkeln mit rotem Lichte, wenn er unter roten Gläsern, und mit blauem Lichte, wenn er unter blauen Gläsern dem Sonnenlichte war ausgesetzt worden. Woher nun diese abweichenden, ja ganz entgegengesetzten Resultate? – Die beste Aufklärung hierüber gibt die Geschichte dieser Entdeckung, welche auch durch ihren Zusammenhang mit dem Streit über die Newtonische Lehre interessant ist.
Zanottis stellte die ersten Versuche über die Wirkung des farbigen Lichtes auf den Bononischen Phosphor an (1728). Erwartend, dass er mit der Farbe des ihn treffenden Lichtes leuchten werde, hielt er ihn für vorzüglich geschickt, den Streit der Cartesianer und Newtonianer über die Natur des Lichts zur Entscheidung zu bringen. Algarotti ein eifriger Anhänger Newtons, wohnte diesen Versuchen bei. Sie ließen die prismatischen Farben auf ihre besten Leuchtsteine fallen, allein sie konnten, «wie auch der Strahl gefärbt war,» keinen Unterschied wahrnehmen, der Stein leuchtete schwach, und «nahm keineswegs die Farbe des Lichtes an, in welches er gehalten worden,» woraus Zanotti den Schluß zog, «dass der Phosphor durch sein eigentümliches Licht glänze, und dass dieses durch das von außen auffallende Licht nur belebt werde». Er fügte hinzu, «dass aus diesen Versuchen sich nichts beweisen lasse, und dass sich beide Hypothesen damit vertrügen.» (Zanottis Abhandlung steht in den Comment. Bonon. Vol. VI. p. 205.)
Hiermit hatte man sich beruhigt, bis 1770 Joh. Bapt. Beccaria in Turin mit neuen Versuchen auftrat. Er verfertigte, wie erzählt wird, künstliche Leuchtsteine, welche den Stein von Bologna weit übertrafen, setzte diese unter farbigen Gläsern dem Sonnenlichte aus, und versicherte, dass seine Phosphoren unter blauem Glase blau, unter rotem Glase rot geleuchtet hätten. (Philos. Transact. LXI. p. 112.) Diese Entdeckung machte großes Aufsehen und wurde von den Newtonianern gut aufgenommen. Priestley (in seiner Geschichte der Optik S. 267) erklärte: »durch diese Versuche sei nun außer Streit gesetzt, dass der Phosphor eben dasselbe Licht, welches er empfängt, und kein anderes von sich gebe, und hierdurch sei auch bewiesen, dass das Licht aus körperlichen Teilen bestehe, weil es eingesogen, angehalten und wieder zurückgegeben werden könne.» Mehrere Physiker wiederholten Beccarias Versuche, doch keinem gelangen sie. Wilson vor allen gab sich viele Mühe. Magellan verschaffte ihm von Beccaria eine sehr genaue Beschreibung der Versuche mit allen Umständen, beide wiederholten die Versuche nochmals, «aber alle ihre Unternehmungen waren umsonst,» nie sahen sie die Phosphoren mit der Farbe des Glases leuchten. (Von Wilsons interessanten Versuchen findet man einen Auszug in Gehlers Sammlung zur Physik und Naturgeschichte i. Band.) Euler mischte sich auch in den Streit; er fand Wilsons Versuche seiner Lehre vom Licht günstig und behauptete, die Newtonische Theorie der Farben werde hierdurch gänzlich über den Haufen geworfen. Die Newtonianer erwiderten: Euler habe keine Ursache zu triumphieren, Beccaria verdiene ebensoviel Glauben als Wilson, und dann wären ja auch unter Wilsons Versuchen mehrere, die nach der Eulerschen Theorie ebenso wenig erklärt werden könnten. Es wurden indessen mehrere misslungene Versuche bekannt, und es blieb nun denen, die sich mit Beccaria retten wollten, nichts übrig, als zu behaupten, die Gegner hätten keine so guten Leuchtsteine oder Gläser gehabt als jener, und dies ist bis auf den heutigen Tag auch oft genug geschehen. Späterhin trat Beccaria selbst gegen sich auf und erklärte, dass er sich geirrt habe; doch hierauf wurde wenig Rücksicht genommen. Man hatte bereits neue Zeugen für seine früheren Entdeckungen, und diese sagten den mehrsten Newtonianern besser zu. Allenthalben findet man von nun an einen Brief Magellans an Priestley zitiert, der jene neue Bestätigung enthält; mit Stillschweigen wird aber gemeiniglich der Widerruf Beccarias übergangen, obwohl er in demselben Briefe ausführlich zu lesen ist. Magellan erzählt in diesem Briefe (s. Priestleys Versuche und Beobachtungen über verschiedene Gattungen der Luft III. Teil, Anhang p. 16.): «er habe (1776) bei dem Prof. Allamands in Leyden sehr schöne farbige Gläser gefunden und habe gegen diesen geäußert: «wie sehr es ihm aufgefallen sei, dass er nie imstande gewesen, Beccarias Versuche mit Erfolg zu wiederholen, welches er dem Umstand zuschreibe, dass er nicht so gute Gläser gehabt habe als Beccaria, und als er jetzt vor sich sehe.» Allamand antwortete hierauf: «es sei einer von seinen Versuchen beinahe einerlei mit den Versuchen Beccarias gewesen; denn ein Stück des Bononischen Phosphors habe die Farbe des durch ein Prisma geteilten Sonnenstrahls gezeigt, dem er ihn ausgesetzt haue.» Hemsterhuis, der bei den Versuchen Allamands zugegen gewesen, soll noch hinzugefügt haben, «dass nach einiger Zeit, wenn die deutlich an dem Phosphorus gesehene Farbe zu vergehen anfing, derselbe gelblich worden sei, als wenn der Phosphorus bloß dem Sonnenlichte, ohne Teilung der farbigen Strahlen desselben, wäre ausgesetzt worden.» «Überdies», sagt Magellan, «besitze ich das Original eines in Italien geschriebenen Briefes, aus dem sich ergibt, dass ein junger Herr vom ersten Range, mit zwei Kavaliers, seinen Führern, vor deren Augen dieser Versuch von dem Prof. Beccaria wiederholt worden, eben dieses Phänomen gesehen habe, und dass die Farben des Phosphorus im dunkeln Zimmer deutlich genug gewesen sind, um daraus, ohne vorhergegangene Nachricht, die richtige Farbe des Glases erraten zu können, durch welches die Sonne denselben beschienen hatte.» – «Es ist mir unangenehm», fährt hierauf Magellan fort, «aus einem gedruckten Briefe des gedachten Prof. Beccaria gesehen zu haben, dass er fast die ganze Sache wieder aufgibt, indem er sich bei seinen Versuchen geirrt, und den Schatten oder die blasse Dunkelheit des Phosphorus für eine bestimmte Farbe genommen habe. Er habe sich dabei, sagt er, nach dem Herrn Zanotti, Präsidenten der Akademie zu Bologna, gerichtet; denn er selbst und andere wären nie imstande gewesen, dasselbe Phänomen zu sehen.»
Und gegen dies offene und entscheidende Geständnis Beccarias, gegen so viele und sorgfältig angestellte Versuche erfahrner Physiker mochte man noch ein Zeugnis, wie das jener vornehmen Beobachter, und ein halbes, wie das von Allamand, aufführen und geltend zu machen suchen! Wäre dies wohl geschehen, wenn nicht vorgefasste Meinung und der Wunsch, einer beliebten Lehre den Sieg zu verschaffen und die Gegner auf jede Weise aus dem Felde zu schlagen, sich eingemengt hätte? – Die Aussage von Hemsterhuis ist zwar bestimmter als die von Allamand, doch ist auch sie von keinem Gewicht, da die Art, wie der Versuch und das Material, womit er angestellt worden, nicht angegeben sind. Denn auf die Beschaffenheit des Leuchtsteins kömmt auch viel an; enthielt der Barytphosphor z. B. Strontian- oder flusssaure Kalkerde, so konnte wohl ein bläulicher Schein gesehen werden, wenn er ins blaue Licht gehalten wurde. An Leuchtsteinen, die aus einer Mischung der genannten Erden bestehen, lässt sich wirklich etwas Ähnliches zeigen, doch nicht allein im blauen, sondern auch im Tageslichte, weil jene Erden bläulich und grünlich leuchtende Phosphoren geben. An Phosphoren, die nur mit einer Farbe leuchten, wird man nie etwas der Art wahrnehmen.
Wo der von Magellan angeführte gedruckte Brief Beccarias steht, habe ich nicht finden können.
Einer Täuschung habe ich noch zu erwähnen, die bei den Versuchen mit Prismen und farbigen Gläsern vorkommen kann. Die Phosphoren können wirklich bisweilen in einer ganz entgegengesetzten, als ihrer gewöhnlichen Farbe, leuchtend erscheinen. Dies ist dann der Fall, wenn das Auge des Beobachtenden von irgendeiner lebhaften Farbe affiziert war. So sah ich Bononische Steine, welche im prismatischen Rot weißlich leuchtend werden, im Dunkeln mit grünlichem Lichte glänzen, wenn ich auch nur flüchtig vorher (ja selbst eine Minute und länger vorher) in das Rot gesehen hatte. Wenn ich dies vermieden hatte, so erschienen sie weiß oder höchst blassgelb. Eine ähnliche Veränderung der Farbe bemerkte ich auch einmal an den rosenroten Kalkphosphoren, als ich diese vor ein violettes, von der Sonne erhelltes Glas hielt; sie leuchteten mir nun im Dunkeln rotgelb. Mein Gehilfe dagegen, welcher sich ganz im Dunkeln befunden hatte, versicherte das schönste rosenrote Licht zu sehen. Als sich meine Augen von dem vorigen Eindrucke erholt hatten, erschienen auch mir diese Phosphoren im Dunkeln rosenrot, so wie sie nun meinem Gehilfen, welcher in das violette Licht gesehen hatte, gelbrot schienen. Durch Violett wird, nach bekannten physiologischen Gesetzen (Bd.I, S. 78 ff.) Gelb im Auge hervorgerufen, so wie durch Rot Grün, durch Orange Blau, und umgekehrt; und auf diese Weise entsteht im gegenwärtigen Fall, wie in mehreren ändern eine Täuschung, vor der man sich zu hüten hat.

Von der chemischen Aktion des Lichts und der farbigen Beleuchtung

Es ist eine der wichtigsten Entdeckungen der neuern Zeit, dass mit der äußerlichen längst bekannten Veränderung der Körper im Sonnenlichte häufig auch eine innere, eine Änderung in den chemischen Bestandteilen verbunden sei. Scheele erwies zuerst, in seiner Abhandlung von Luft und Feuer, dass die Metallkalke im Lichte «phlogistisiert», oder wie wir uns jetzt ausdrücken, desoxydiert werden. Senebier, Priestley, Berthollet, Miß Fulham, Rumford, Ritter und andere bestätigten diese Entdeckung und vermehrten sie mit mancher neuen.
Eine der empfindlichsten Substanzen gegen die Aktion des Sonnenlichtes ist das salzsaure Silber oder Hornsilber; es ist bekanntlich frisch gefällt weiß und wird im Lichte sehr bald grau und endlich schwarz, wobei es den größten Teil, wo nicht alle seine Säure verliert. Schon Scheele bemerkte, dass die prismatischen Farben ungleich auf dasselbe wirkten, «dass die Schwärzung im Violett schneller erfolge als in den ändern Farben» (a.a.O. § 66). Senebier bestätigte diese Erfahrung, und führt in seiner Abhandlung über den Einfluss des Sonnenlichts 3. Teil S. 97 an: «dass das Hornsilber sich im violetten Strahl in 15 Sekunden, im blauen in 23 Sekunden, im grünen in 35 Sekunden, im gelben in 5,5 Minuten, im pomeranzenfarbenen in 12 Minuten und im roten in 20 Minuten gefärbt habe»; auch sagt er, «dass er nie vermögend gewesen sei, die Farbe in den drei letzten prismatischen Farben so stark zu machen, als die vom violetten Strahl hervorgebrachte war. Ritter (s. Gilb, Annalen der Physik B. VII S. 527 und B. XII S. 409) will auch noch außerhalb dem Violett »sogenannte unsichtbare Strahlen entdeckt haben, welche das Hornsilber noch stärker reduzierten, als das violette Licht selbst»; ferner, »dass die Reduktion an dem Orte des Maximums außer dem Violett nach dem Blau hin abnehme und mehr hinter dem Grün aufhöre; und dass sie im Orange und Rot in wahre Oxydation des bereits Reduzierten übergehe.
Schon Senebiers Versuche zeigten deutlich eine Hemmung der Wirkung auf der Seite des Gelben und Roten, sowohl der Zeit als dem Grade nach; doch fand nach ihm hier noch eine Reduktion statt, wo Ritter eine Oxydation fand. Neue Versuche waren also nötig. Hier sind die Resultate von den meinigen.
Als ich das Spektrum eines fehlerfreien Prismas, welches die Lage hatte, in welcher der Einfallswinkel an der vordem Fläche dem Brechungswinkel an der hintern Fläche gleich ist, bei einer Öffnung von etwa fünf bis sechs Linien im Laden, in einem Abstande, wo eben Gelb und Blau zusammentreten, auf weißes noch feuchtes und auf Papier gestrichenes Hornsilber fallen ließ und 15 bis 20 Minuten, durch eine schickliche Vorrichtung, in unveränderter Stellung erhielt, so fand ich das Hornsilber folgendermaßen verändert. Im Violett war es rötlich braun (bald mehr violett, bald mehr blau) geworden, und auch noch über die vorher bezeichnete Grenze des Violett hinaus erstreckte sich diese Färbung, doch war sie nicht stärker als im Violett; im Blauen des Spektrums war das Hornsilber rein blau geworden, und diese Farbe erstreckte sich abnehmend und heller werdend bis ins Grün; im Gelben fand ich das Hornsilber mehrenteils unverändert, bisweilen kam es mir etwas gelblicher vor als vorher; im Rot dagegen, und mehrenteils noch etwas über das Rot hinaus, hatte es meist rosenrote oder hortensienrote Farbe angenommen. Bei einigen Prismen fiel diese Rötung ganz außerhalb dem Rot des Spektrums, es waren dies solche, bei welchen auch die stärkste Erwärmung außer dem Rot statt hatte.
Das prismatische Farbenbild hat jenseits des Violett und jenseits des Rot noch einen mehr oder minder hellen farblosen Schein; in diesem veränderte sich das Hornsilber folgendermaßen: Über dem oben beschriebenen braunen Streifen – der im Violett und hart darüber entstanden war -, hatte sich das Hornsilber mehrere Zoll hinauf, allmählich heller werdend, bläulichgrau gefärbt, jenseits des roten Streifens aber, der soeben beschrieben worden, war es noch eine beträchtliche Strecke hinab schwach rötlich geworden.
Wenn am Lichte grau gewordenes, noch feuchtes Hornsilber ebenso lange der Einwirkung des prismatischen Sonnenbildes ausgesetzt wird, so verändert es sich im Violett und Blau, wie vorhin; im Roten und Gelben dagegen wird man das Hornsilber heller finden, als es vorher war, zwar nur wenig heller, doch deutlich und unverkennbar. Eine Rötung in oder hart unter dem prismatischen Rot wird man auch hier gewahr werden.
Wurde das Spektrum in einem größern Abstande, etwa 12 bis 15 Fuß vom Prisma, aufgefangen, so blieb das weiße Hornsilber im Gelben und Roten weiß, das schon graue blieb so grau als vorher, zumal wenn auch die Öffnung im Laden etwas verengert wurde; im Blau und Violett dagegen schwärzte es sich, obwohl schwächer als näher am Prisma. In einem noch beträchtlichem Abstande hört auch endlich die reduzierende Kraft des blauen und violetten Lichtes auf. Eine gleiche Abnahme der Aktion der prismatischen Farben bemerkten wir bereits an den Leuchtsteinen, und zwar früher am Gelb und Rot als am Blau und Violett.
Lässt man Violett und Rot von zwei Prismen zusammentreten, so erhält man bekanntlich ein Pfirsichblütrot. In diesem wird das Hornsilber auch gerötet, und zwar wird es oft sehr schön karmesinrot.
Wenn man das prismatische Spektrum so nahe am Prisma auffängt, dass nur die Ränder gefärbt, die Mitte aber weiß erscheint, so bemerkt man hart unter dem Blau noch einen gelbrötlichen blassen Streifen; dieser rötet zwar das Hornsilber nicht, aber er wirkt doch hemmend auf die vom Weißen herrührende Reduktion oder Schwärzung, wie Ritter schon vor mir bemerkt hat.
Noch kann man am Prisma ein Rot hervorbringen, nämlich wenn man eine Leiste mitten über das Prisma befestigt; es erscheint dann in dem nahe aufgefangenen weißen Felde des Spektrums mitten Gelb, Pfirsichblütrot und Blau; diese aber wirken auf das Hornsilber nicht, oder doch nur so schwach, dass es kaum zu bemerken ist; ich konnte wenigstens in verschiedenen Abständen vom Prisma keine recht deutliche Wirkung von diesen Farben erkennen.

Versuche mit farbigen Gläsern

Das salzsaure Silber wurde unter den violetten, blauen und blaugrünen Gläsern wie am Sonnen- oder Tageslichte grau, und zwar nach der Verschiedenheit der Gläser auch verschieden nuanciert, bei der einen mehr ins Bläuliche, bei der ändern mehr ins Rötliche ziehend, oft auch fast schwarz. Unter gelben und gelbgrünen Gläsern dagegen veränderte sich das Hornsilber wenig; selbst unter nur sehr schwach gefärbten Gläsern blieb es im Tageslicht lange weiß, nur die Wirkung des Sonnenlichtes konnten diese nicht aufheben, aber sie schwächten sie doch bedeutend. Unter tiefern orangefarbigen Gläsern veränderte sich das Hornsilber noch weniger, und erst nachdem es mehrere Wochen gehörig benetzt, dem Sonnenlichte unter diesen ausgesetzt war, färbte es sich schwach und zwar rötlich. Hornsilber, welches so tief als möglich geschwärzt war, wurde unter dem gelbroten Glase im Sonnenlichte sehr bald heller, nach sechs Stunden war seine Farbe schmutzig gelb oder rötlich.
Alle die Farben, welche wir das weiße salzsaure Silber im prismatischen Spektrum haben annehmen sehen, kommen auch an dem, welches dem gemeinen Tageslichte ausgesetzt ist, vor; in einem sehr schwachen Lichte wird es gelblich, in einem lebhafteren läuft es blassrot an, doch verfliegt diese Farbe sehr schnell, das Hornsilber wird gleich darauf grau und braun in verschiedenen Schattierungen und endlich schwarz. In diesem letzten Zustande ist es fast gänzlich seiner Säure beraubt; die gelbe und rote Farbe des Hornsilbers scheinen die niedrigsten, Blau und Violett höhere Stufen der Entsäuerung desselben zu bezeichnen. Dies zugegeben, so folgt aus den eben erzählten Beobachtungen, dass zwar im prismatischen Rot und noch über dasselbe hinaus eine Entsäuerung stattfindet, dass aber auch hier Gelb und Rot hemmend wirken, und dass die Entsäuerung durch gelbrote Beleuchtung auf eine niedrigere Stufe derselben zurückgeführt werden kann.
Von den verschiedenen Versuchen, welche ich mit reinen Metalloxyden angestellt habe, will ich hier einen ausheben, welcher über das, was ihnen allen im Lichte begegnet, keinen Zweifel weiter übrig lassen wird.
Rotes Quecksilberoxyd wurde in drei verschiedenen Gläsern, in einem dunkelblauen, einem gelbroten und in einem weißen Glase, unter destilliertem Wasser der Einwirkung der Sonne und des Tageslichts mehrere Monate hindurch ausgesetzt. An dem Quecksilberoxyd im weißen Glase erfolgte unter beständiger Gasentbindung eine vollkommene Desoxydation, es verwandelte sich in graues unvollkommnes Oxyd, und ein Teil wurde selbst zu reinem regulinischen Quecksilber hergestellt, welches nach einiger Zeit zu einer nicht unbeträchtlichen Kugel zusammenlief. Das Oxyd im dunkelblauen Glase hatte dieselbe Veränderung erlitten, es hatte sich zum Teil reduziert, zum Teil war es unvollkommenes Oxyd geworden. Das Quecksilberoxyd im gelbroten Glase dagegen war fast unverändert, nur ein wenig heller schien es mir nach sechs Monaten geworden zu sein.
Die blaue Beleuchtung wirkt überhaupt auf alle Substanzen, welche im Licht eine Veränderung erleiden, wie das reine Sonnen- oder Tageslicht, die rote Beleuchtung dagegen verhält sich immer entgegengesetzt, häufig bloß wie gänzliche Abwesenheit des Lichtes. So wird, um noch einige Beispiele anzuführen, die farblose Salpetersäure unter blauen und violetten Gläsern gelb, wie im reinen Sonnenlichte, unter dem gelbroten bleibt sie weiß; Bestuscheffs Nerventinktur wird im Sonnenlichte weiß, unter dem blauen Glase gleichfalls, unter dem gelbroten aber bleibt sie gelb usw.
Wir haben oben bei den Versuchen mit den Leuchtsteinen bemerkt, dass die Aktion, welche einmal durch das Licht hervorgerufen worden, auch im Dunkeln noch fortwährt; dasselbe lässt sich auch an den Substanzen nachweisen, welche im Licht entschieden eine chemische Veränderung erleiden. Schon an jedem Hornsilberpräparat kann man es sehen, doch noch vollkommener am Goldsalze. Von einer Auflösung des salzsauren Goldsalzes streiche man etwas auf zwei Streifen Papier; das eine, A, werde sogleich an einem ganz dunklen Orte aufgehoben, das andere, B, aber einige Minuten ins Sonnen- oder Tageslicht gelegt, und bleibe darin nur solange, bis sich eine schwache Veränderung der Farbe zeigt, bis es etwas grau wird, und nun werde es zu dem Präparat A getan und alles Licht so vollkommen als möglich abgehalten. Nach einer halben Stunde vergleiche man die Präparate; B wird beträchtlich tiefer gefärbt sein, als man es hineingelegt hatte, A dagegen findet man unverändert. B färbt sich von Stunde zu Stunde tiefer und wird endlich violett, wie Goldsalz, das längere Zeit im Lichte gelegen hatte, während A noch unverändert rein goldgelb erscheint.

Wirkung der farbigen Beleuchtung auf die Pflanzen

Die wichtigsten Versuche hierüber verdanken wir Senebier und Tessier. Nach Senebier (s. dessen Abhandlung über den Einfluss des Sonnenlichtes i. Teil S. 29.4) erreichten die Pflanzen unter gelber Beleuchtung eine größere Höhe als unter der violetten; die Blätter der Pflanzen unter dem gelben Glase kamen grün zum Vorschein und vergilbten hernach, die unter dem roten blieben grün, wie sie hervorkamen; in der violetten Beleuchtung nahm die grüne Farbe der Blätter mit dem Alter zu, sie wurde dunkler.
Nach den Versuchen von Tessier (v. Mem. de l’Academ. des Sc. de Paris. 1783. p. 133) blieben die Pflanzen unter dunkelblauem Glase am grünsten, unter dunkelgelbem hingegen wurden sie bleich.
Die blaue Beleuchtung wirkt also auf die Pflanzen vollkommen wie das reine Sonnenlicht, die dunkelgelbe Beleuchtung dagegen wie die Finsternis; denn auch in dieser werden die Pflanzen bleich, schießen stärker; genug, sie zeigen sich mehr oder weniger etioliert.