Abschluss

Wir glauben nunmehr in polemischer Behandlung des ersten Buches der Optik, unsre Pflicht erfüllt und ins Klare gesetzt zu haben, wie wenig Newtons hypothetische Erklärung und Ableitung der Farbenerscheinung beim Refraktionsfall Stich halte. Die folgenden Bücher lassen wir auf sich beruhen. Sie beschäftigen sich mit den Erscheinungen, welche wir die epoptischen und paroptischen genannt haben. Was Newton getan, um diese zu erklären und auszulegen, hat eigentlich niemals großen Einfluß gehabt, ob man gleich in allen Geschichten und Wörterbüchern der Physik historische Rechenschaft davon gab. Gegenwärtig ist die naturforschende Welt, und mit ihr sogar des Verfassers eigene Landsleute, völlig davon zurückgekommen, und wir haben also nicht Ursache, uns weiter darauf einzulassen.
Will jemand ein übriges tun, der vergleiche unsere Darstellung der epoptischen Erscheinungen mit der Newtonischen. Wir haben sie auf einfache Elemente zurückgeführt; er hingegen bringt auch hier wieder Notwendiges und Zufälliges durcheinander vor, misst und berechnet, erklärt und theoretisiert eins mit dem andern und alles durcheinander, wie er es bei dem Refraktionsfalle gemacht hat, und so müssten wir denn auch nur unsere Behandlung des ersten Buches bei den folgenden wiederholen.
Blicken wir nun auf unsre Arbeit zurück, so wünschten wir wohl in dem Falle jenes Kardinals zu sein, der seine Schriften ins Konzept drucken ließ. Wir würden alsdann noch manches nachzuholen und zu bessern Ursache finden. Besonders würden wir vielleicht einige heftige Ausdrücke mildern, welche den Gegner aufbringen, dem Gleichgültigen verdrießlich sind und die der Freund wenigstens verzeihen muss. Allein wir bedenken zu unserer Beruhigung, dass diese ganze Arbeit mitten in dem heftigsten Kriege, der unser Vaterland erschütterte, unternommen und vollendet wurde.* Das Gewaltsame der Zeit dringt leider bis in die friedlichen Wohnungen der Musen, und die Sitten der Menschen werden durch die nächsten Beispiele, wo nicht bestimmt, doch modifiziert. Wir haben mehrere Jahre erlebt und gesehen, dass es im Konflikt von Meinungen und Taten nicht darauf ankommt, seinen Gegner zu schonen, sondern ihn zu überwinden, dass niemand sich aus seinem Vorteil herausschmeicheln oder herauskomplimentieren lässt, sondern dass er, wenn es ja nicht anders sein kann, wenigstens herausgeworfen sein will. Hartnäckiger als die Newtonische Partei hat sich kaum eine in der Geschichte der Wissenschaften bewiesen. Sie hat manchem wahrheitsliebenden Manne das Leben verkümmert, sie hat auch mir eine frohere und vorteilhaftere Benutzung mehrerer Jahre geraubt; man verzeihe mir daher, wenn ich von ihr und ihrem Urheber alles mögliche Böse gesagt habe. Ich wünsche, dass es unsern Nachfahren zugute kommen möge.

Aber mit allem diesem sind wir noch nicht am Ende. Denn der Streit wird in dem folgenden historischen Teile gewissermaßen wieder aufgenommen, indem gezeigt werden muss, wie ein so außerordentlicher Mann zu einem solchen Irrtum gekommen, wie er bei demselben verharren und so viele vorzügliche Menschen, ihm Beifall zu geben, verführen können. Hierdurch muss mehr als durch alle Polemik geleistet, auf diesem Wege müssen der Urheber, die Schüler, das einstimmende und beharrende Jahrhundert nicht sowohl angeklagt als entschuldigt werden. Zu dieser milderen Behandlung also, welche zu Vollendung und Abschluss des Ganzen notwendig erfordert wird, laden wir unsere Leser hiermit ein und wünschen, dass sie einen freien Blick und guten Willen mitbringen mögen.