IX. Graue Flächen durchs Prisma betrachtet

93.
Wir haben in dem ersten Stücke nur schwarz und weiße Tafeln durchs Prisma betrachtet, weil sich an denselben die farbigen Ränder und Strahlungen derselben am deutlichsten ausnehmen. Gegenwärtig wiederholen wir jene Versuche mit grauen Flächen und finden abermals die Wirkungen des bekannten Gesetzes.

94.
Haben wir das Schwarze als Repräsentanten der Finsternis, das Weiße als Repräsentanten des Lichtes angesehen, so können wir sagen, dass das Graue den Schatten repräsentiere, welcher mehr oder weniger von Licht und Finsternis partizipiert und also manchmal zwischen beiden in der Mitte steht.
Man vgl. hierzu auch, was Goethe im »Entwurf einer Farbenlehre«, Nr. 248-257 über Grau sagte

95.
Der Schatten ist dunkel, wenn wir ihn mit dem Lichte, er ist hell, wenn wir ihn mit der Finsternis vergleichen, und so wird sich auch eine graue Fläche gegen eine schwarze als hell, gegen eine weiße als dunkel verhalten.

96.
Grau auf Schwarz wird uns also durchs Prisma alle die Phänomene zeigen, die wir in dem ersten Stücke dieser Beiträge durch Weiß auf Schwarz hervorgebracht haben. Die Ränder werden nach eben dem Gesetze gefärbt und strahlen in eben der Breite, nur zeigen sich die Farben schwächer und nicht in der höchsten Reinheit.

97.
Ebenso wird Grau auf Weiß die Ränder sehen lassen, welche hervorgebracht wurden, wenn wir Schwarz auf Weiß durchs Prisma betrachteten.

98.
Verschiedene Schattierungen von Grau, stufenweise aneinander gesetzt, je nachdem man das dunklere oben oder unten hinbringt, werden entweder nur Blau und Violett oder nur Rot und Gelb an den Rändern zeigen.

99.
Eben diese grauen Schattierungen, wenn man sie horizontal nebeneinander betrachtet und die Ränder durchs Prisma besieht, wo sie oben und unten an eine schwarze oder weiße Fläche stoßen, werden sich nach den uns bekannten Gesetzen färben.

100.
Die zu diesem Stücke bestimmte Tafel wird ohne weitere Anleitung dem Beobachter die Bequemlichkeit verschaffen, diese Versuche unter allen Umständen anzustellen.